Odense – die drittgrößte Stadt Dänemarks – hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten von einer traditionellen Industriestadt zu einem international beachteten Zentrum für Robotik, Künstliche Intelligenz (KI) und Drohnentechnologie entwickelt. Wo einst Werftarbeiter große Schiffe bauten, tummeln sich heute Hightech-Ingenieure und Startup-Gründer in einem lebendigen Robotik-Ökosystem. Odense gilt mittlerweile als “Roboterstadt” Dänemarks: Hier befindet sich das landesweit größte Robotik-Cluster mit Hunderten von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und innovativen Projekten. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Robotikszene in Odense – von ihren Anfängen über die wichtigsten Akteure und Infrastrukturen bis hin zur besonderen Innovationskultur, den herausragenden Technologien und den prägenden Persönlichkeiten.
Inhalt
1. Entstehung und Entwicklung der Robotikszene in Odense
Die Erfolgsgeschichte der Odense-Robotikszene nimmt ihren Anfang in den 1990er Jahren, als Odense sich noch in erster Linie durch Schiffbau und Schwerindustrie einen Namen machte. Insbesondere das Lindø-Werftgelände vor den Toren der Stadt – jahrzehntelang ein stolzer Schiffbaustandort der Mærsk-Gruppe – spielte eine überraschende Rolle als Keimzelle der Robotik. Bereits vor rund 30 Jahren begann die Werft damit, Industrieroboter für Schweißarbeiten zu entwickeln und einzusetzen, um die Produktion der gigantischen Schiffe effizienter zu gestalten. Diese frühen Experimente mit Automation in der Stahlindustrie legten einen Grundstein: Sie zeigten lokalen Unternehmen und Entscheidungsträgern das Potenzial der Robotertechnologie, traditionelle Fertigung zu revolutionieren.


Ein entscheidender Meilenstein folgte 1997, als die A.P. Møller-Mærsk Stiftung der Universität von Süddänemark (SDU) in Odense eine Großspende in Höhe von 100 Millionen dänischen Kronen zukommen ließ. Mit diesen Mitteln wurde an der SDU das Mærsk Mc-Kinney Møller Institut gegründet – ein Forschungszentrum, das sich auf Robotik und Automation spezialisierte. Dieses Institut zog in den Folgejahren führende Robotik-Experten aus dem In- und Ausland nach Odense und etablierte ein wissenschaftliches Fundament, auf dem die heutige Robotikszene aufbaut. In enger Zusammenarbeit mit der Industrie wurden hier schon früh Know-how und Technologien entwickelt, die bis heute in der Region verwurzelt sind.
Frühe Pionierprojekte aus dem akademischen Umfeld fanden schnell den Weg in unternehmerische Aktivitäten. Bereits 2004 entstand aus Forschungsarbeiten an der SDU das Unternehmen Scape Technologies, das sich auf intelligente „Bin-Picking“-Systeme (3D-Bildverarbeitung für das automatisierte Greifen unsortierter Teile) spezialisierte. Dies war einer der ersten Robotik-Spin-offs der Universität in Odense. Kurz darauf, im Jahr 2005, gründete eine Gruppe junger Ingenieure – Esben Østergaard, Kasper Støy und Kristian Kassow, die sich während ihres Studiums an der SDU kennengelernt hatten – das Startup Universal Robots. Ihr visionäres Ziel: Roboterarme zu entwickeln, die kompakt, benutzerfreundlich und so sicher sind, dass sie direkt neben Menschen arbeiten können. Diese “kollaborativen Roboter”, auch Cobots genannt, sollten Robotik für kleine und mittelständische Betriebe zugänglich machen und nicht länger auf Großkonzerne mit riesigen Budgets beschränkt sein.



Die Gründung von Universal Robots markierte den Beginn einer neuen Ära für Odense. In den folgenden Jahren formierten sich immer mehr Roboter-Startups in der Stadt, angezogen vom wachsenden Talentpool der Universität und inspiriert vom Beispiel der frühen Vorreiter. Gleichzeitig stand Odense wirtschaftlich an einem Scheideweg: Die traditionelle Schiffbauindustrie geriet in Schwierigkeiten und das große Lindø-Werftgelände musste 2012 endgültig schließen. Dies war für Stadt und Region ein Weckruf, neue wirtschaftliche Wege zu beschreiten.
Die Odenseer Stadtverwaltung sowie regionale Wirtschaftsförderer reagierten mit einer bewussten Strategie, Odense als Zentrum für Zukunftstechnologien zu positionieren. Mit vereinten Kräften von Kommune, Universität und lokalen Unternehmern wurde etwa 2013 die Initiative Odense Robotics ins Leben gerufen – zunächst als loses Netzwerk, bald darauf als offizielle Cluster-Organisation. Man begann, Odense gezielt als “Robotics City” zu vermarkten, und investierte in Infrastruktur, Gründerprogramme und Marketing, um Talente und Investoren anzulocken. Dieser Prozess war alles andere als zufällig: Es war ein aktiver Entschluss der Kommune, die Weichen auf Robotik zu stellen. Ein oft zitierter Ausspruch aus jener Zeit lautet sinngemäß: „Wir haben einfach angefangen zu behaupten, wir seien die Robotik-Hauptstadt Nordeuropas – und plötzlich wurden wir es auch.“ Diese Mischung aus visionärer Behauptung und konsequenten Maßnahmen trug Früchte.
Ein Schlüsselmoment, der Odense international auf die Landkarte der Hightech-Industrie hob, war der Verkauf von Universal Robots im Jahr 2015. Das junge Unternehmen hatte seine Cobots erfolgreich zur Marktreife gebracht und begeisterte weltweit Kunden mit benutzerfreundlichen Roboterarmen. 2015 wurde Universal Robots für umgerechnet rund 250 Millionen Euro vom amerikanischen Technologiekonzern Teradyne übernommen. Dieser spektakuläre Exit – einer der größten in der dänischen Startup-Geschichte – sorgte nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch für einen Geldregen in der lokalen Szene. Viele der ursprünglichen Investoren und Mitarbeiter von Universal Robots nutzten ihr neues Kapital, um es wieder in Odense zu investieren: in neue Startups, Fonds und Bildungsinitiativen. Das Erfolgsrezept „Ein Exit nährt den nächsten Anfang“ begann zu wirken.
Nur drei Jahre später folgte der nächste Paukenschlag: Mobile Industrial Robots (MiR) – ein Odenseer Startup, das autonome Transportroboter für Fabriken und Lagerhäuser entwickelt – wurde 2018 ebenfalls von Teradyne übernommen, für einen noch höheren Betrag im Bereich von 1,7 Milliarden dänischen Kronen. Auch hier blieben die Schlüsselpersonen dem Standort treu und steckten ihr Know-how und Kapital zurück in die Region. Diese großen Erfolge schufen einen positiven Kreislauf: Hochqualifizierte Fachkräfte blieben in Odense, frisches Kapital stand bereit und der Ruf Odenses als Hotspot für Robotik wurde weltweit gefestigt.



Heute, Mitte der 2020er-Jahre, zeigt sich, wie weit Odense gekommen ist. Aus den anfänglichen Visionen ist ein robustes Ökosystem erwachsen. Odense wird international als führende Stadt der Robotertechnologie anerkannt – oft in einem Atemzug mit deutlich größeren Metropolen genannt. Was einst mit einer Werft und einer universitär geförderten Forschungsinitiative begann, hat sich zu einem Cluster entwickelt, das laut aktuellen Schätzungen über 300 Unternehmen in den Bereichen Robotik, Automation und Drohnentechnologie umfasst. Dabei hat sich die regionale Spezialisierung auf kollaborative Roboter als besonderer Trumpf erwiesen: Kaum irgendwo sonst findet man so viele Firmen, die sich mit Cobots und verwandten Technologien befassen. Im nächsten Abschnitt werfen wir einen Blick auf einige dieser wichtigen Unternehmen und Einrichtungen, die Odenses Robotikszene prägen.
2. Wichtige Unternehmen und Forschungseinrichtungen
Odenses Robotik-Cluster zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt an Akteuren aus – von dynamischen Startups über etablierte Mittelständler bis hin zu global operierenden Unternehmen und renommierten Forschungseinrichtungen. Im Zentrum stehen die Robotik- und Automatisierungsfirmen, doch auch Hochschulen und Institute sowie Dienstleister komplettieren das Bild. Im Folgenden eine Übersicht über einige der wichtigsten Player, ihre Spezialgebiete und wofür sie international bekannt sind:
- Universal Robots (UR): Das 2005 in Odense gegründete Unternehmen ist ein Pionier der kollaborativen Robotik. Universal Robots entwickelte die ersten leichten Roboterarme (UR5, UR10 etc.), die sicher mit Menschen zusammenarbeiten können, ohne Schutzkäfig. Diese Cobots sind einfach zu programmieren und vergleichsweise erschwinglich – eine Revolution für kleinere Betriebe, die bis dahin Roboterautomation für unerschwinglich hielten. Universal Robots hat weltweit zehntausende Cobots im Einsatz, in Branchen von der Metallbearbeitung über die Elektronikmontage bis zur Lebensmittelindustrie. Seit der Übernahme durch Teradyne 2015 expandiert UR weiter und bleibt mit seinem Hauptsitz in Odense ein globaler Marktführer im Cobot-Bereich. International genießt UR einen exzellenten Ruf als Enabler der Robotik – viele andere Firmen bauen auf der Basis der UR-Cobots ihre Automatisierungslösungen auf.
- Mobile Industrial Robots (MiR): MiR wurde 2013 in Odense gegründet und hat sich auf autonome mobile Roboter spezialisiert – das sind selbstfahrende Transportroboter, die in Fabrikhallen oder Lagerhäusern Materialien von A nach B bringen. Die flachen, etwa wagongroßen MiR-Roboter können Paletten oder Rollwagen aufnehmen und navigieren mithilfe von Sensoren und Kameras sicher durch menschliche Arbeitsumgebungen. MiR gilt als Vorreiter für flexible Intralogistiklösungen; ihre Roboter kommen weltweit in Produktionsstätten, Krankenhäusern und Logistikzentren zum Einsatz. 2018 wurde MiR – ähnlich wie UR – vom US-Konzern Teradyne gekauft, was die Position Odenses weiter stärkte. Trotz des Besitzerwechsels blieb der Firmensitz in Odense, und MiR ist heute ein Aushängeschild für dänische Innovationskraft im Bereich Industrie 4.0.
- Blue Ocean Robotics: Dieses Unternehmen, gegründet 2013 in Odense, verfolgt ein besonderes Geschäftsmodell als “Roboter-Inkubator”. Blue Ocean Robotics entwickelt Service-Roboter für verschiedene Branchen und bringt diese oft in Form eigenständiger Tochterfirmen auf den Markt. International bekannt wurde Blue Ocean insbesondere durch den UVD-Desinfektionsroboter – einen autonomen Roboter, der mit UV-C-Licht Krankenhäuser desinfiziert. Dieser Roboter, entwickelt in Zusammenarbeit mit Odense University Hospital, gewann 2019 einen großen internationalen Innovationspreis und erlangte während der COVID-19-Pandemie weltweite Aufmerksamkeit, da er zur berührungslosen Desinfektion in Kliniken auf mehreren Kontinenten eingesetzt wurde. Neben UVD-Robots hat Blue Ocean weitere bemerkenswerte Produkte lanciert, etwa den GoBe-Roboter (einen Telepräsenzroboter, mit dem man via Bildschirm und Fahrplattform aus der Ferne “anwesend” sein kann, z.B. in Pflegeheimen oder Büros) sowie PTR Robots (einen Robotertyp zum Heben und Umlagern von Patienten im Gesundheitswesen). Blue Ocean Robotics ist somit in Bereichen wie Gesundheitswesen, Gastgewerbe, Bau und Landwirtschaft aktiv und glänzt mit einer Strategie, die eine breite Anwendungspalette von Servicerobotern abdeckt. Das Unternehmen aus Odense wurde 2019 von der International Federation of Robotics als “Robotik-Unternehmen des Jahres” ausgezeichnet – ein Beleg für sein internationales Renommee.
- OnRobot: OnRobot ist ein interessanter Fall, der die zweite Welle der Odenseer Robotik-Erfolgsgeschichten repräsentiert. Gegründet wurde OnRobot nicht von Anfang an als einzelnes Startup, sondern entstand 2018 durch den Zusammenschluss mehrerer kleiner Firmen aus Dänemark, Deutschland, Ungarn und den USA – initiiert vom früheren Universal-Robots-CEO Enrico Krog Iversen. Das Unternehmen mit Sitz in Odense hat sich zum Ziel gesetzt, End-of-Arm-Tools für Roboter aus einer Hand anzubieten. Das heißt, OnRobot entwickelt und vertreibt alles, was man an einem Roboterarm befestigen kann: Greifer, Vakuumsauger, Kraft-Momenten-Sensoren, Werkzeugwechsler und sogar spezialisierte Werkzeuge etwa zum Schleifen oder Polieren. Die Idee dahinter ist, dass Roboteranwender nicht bei zig verschiedenen Herstellern Komponenten zusammensuchen müssen, sondern ein kompatibles Komplettset erhalten, das sich leicht an den gängigen Robotermodellen (insbesondere Cobots wie jenen von Universal Robots) betreiben lässt. OnRobot ist international bekannt als führender Anbieter solcher Roboterzubehör- und Peripherielösungen und trägt ebenfalls den Geist Odenses in die Welt hinaus. Viele der Technologien von OnRobot – zum Beispiel intelligente Greifer mit integrierter Sensorik – basieren auf KI-Algorithmen, um Objekte flexibel und sicher handhaben zu können.
- Scape Technologies: Als einer der frühesten Robotik-Player in Odense (gegründet 2004) hat Scape Technologies einen besonderen Platz. Das Unternehmen ist spezialisiert auf „Bin-Picking“ – eine anspruchsvolle Automatisierungsaufgabe, bei der Roboter per 3D-Kameras und Software in eine Kiste mit chaotisch liegenden Teilen greifen und diese einzeln entnehmen. Scape hat hierfür ein komplettes System aus Sensorik und Software entwickelt, das es Robotern ermöglicht, unsortierte Teile (etwa Schrauben, Metallgussteile oder Komponenten in Produktionsprozessen) zielsicher zu greifen. In der internationalen Automobil- und Industriefertigung sind Scape’s Lösungen gefragt, denn sie lösen ein Problem, das lange als zu komplex für die Automatisierung galt. Scape Technologies, mit Wurzeln am Forschungsinstitut der SDU, ist ein Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Forschung in Odense in marktreife Produkte münden konnte.
- Kubo Robotics: Auch im Bildungssektor hat Odense Innovationen hervorgebracht. Kubo Robotics ist ein Startup, das einen kleinen pädagogischen Roboter namens „KUBO“ entwickelt hat. Dieser würfelförmige Mini-Roboter hilft Kindern im Grundschulalter spielerisch dabei, Programmierung und Technologie zu erlernen – ohne dass sie gleich schreiben oder komplizierte Befehle kennen müssen. KUBO folgt speziellen Puzzleteilen mit Symbolen (sogenannten TagTiles), die der Reihenfolge nach gelegt werden und so einen Ablauf codieren. International hat Kubo Robotics zahlreiche Schulen als Kunden gewonnen und ist Teil der wachsenden EdTech-Bewegung, welche Technikbildung für die Jüngsten fördern will. Dass so ein Unternehmen in Odense gedeiht, zeigt, wie breit gefächert die Robotikszene mittlerweile ist: Sie umfasst nicht nur Industrie- und Servicerobotik, sondern auch Ausbildungs- und Lernrobotik.
- Lorenz Technology: Als Beispiel für Odenses Drohnen-Unternehmen sei Lorenz Technology genannt. Die Firma entwickelt KI-gestützte Softwarelösungen für autonome Drohnenflüge, insbesondere im Bereich Sicherheit und Inspektion. So können Drohnen ausgerüstet mit Lorenz’ System etwa große Industrieareale oder Hafenanlagen selbstständig abfliegen und via Kamerabildern überwachen. Ihre Plattform verknüpft Drohnentechnologie mit Künstlicher Intelligenz, um z.B. Eindringlinge zu erkennen oder Inspektionsroutinen automatisiert durchzuführen. Lorenz Technology hat Kunden in der Logistik- und Sicherheitsbranche und gilt als beispielhaft für die enge Verzahnung von Drohnen-Technik und KI im Odense-Cluster.
- QuadSAT: Ein weiteres innovatives Odenseer Startup im Drohnenbereich ist QuadSAT. Das Unternehmen hat eine einzigartige Anwendung für Drohnen entwickelt: QuadSAT nutzt Drohnen, um Satellitenantennen zu testen und zu kalibrieren. Hierzu fliegen Drohnen, ausgerüstet mit speziellen Sendern, definierte Muster, um die Empfangscharakteristik großer Parabolantennen am Boden zu überprüfen. Was früher nur mit kostspieligen Testeinrichtungen oder Satelliten im Orbit möglich war, gelingt QuadSAT mit unbemannten Fluggeräten deutlich günstiger und flexibler. Dieses hochspezialisierte Produkt hat QuadSAT international Beachtung verschafft, etwa bei Satellitenbetreibern, Teleport-Betreibern und in der Verteidigungsindustrie. Das Beispiel QuadSAT zeigt, wie Nischeninnovationen aus Odense weltweite Anwendung finden können, wenn Robotik (in diesem Fall Drohnenrobotik) und clevere Ingenieurskunst aufeinandertreffen.
- FarmDroid: Sogar die Landwirtschaft profitiert von Odenses Robotik-Know-how. FarmDroid ist ein Startup, das einen solarbetriebenen Feldroboter entwickelt hat, der Aussaat und Unkrautjäten auf Äckern automatisiert. Zwei Brüder gründeten FarmDroid 2018 als Teilnehmer des Odense Robotics Startup-Programms. Ihr Roboter, der FarmDroid FD20, orientiert sich via GPS, sät z.B. Zuckerrübensamen millimetergenau aus und merkt sich die Position jeder einzelnen Pflanze. Später hackt er mechanisch Unkraut da, wo keine Kulturpflanze wachsen sollte. Dieser völlig autonom und emissionsfrei arbeitende Helfer entlastet Landwirte und verringert den Bedarf an Herbiziden. FarmDroid’s Erfolg (mittlerweile im Praxiseinsatz auf vielen europäischen Feldern) unterstreicht, dass das Odense-Ökosystem längst über Fabrikhallen hinaus wirkt und auch Lösungen für Umwelt und Nachhaltigkeit hervorbringt.
Natürlich ist die Liste der wichtigen Unternehmen nicht auf die Genannten beschränkt. Es gibt zahlreiche weitere spezialisierte Firmen in Odense: Aim Robotics (Dosiersysteme für Roboter), Smooth Robotics (benutzerfreundliche Bahnsteuerungen für Schweißroboter, inklusive KI-Unterstützung), Enabled Robotics (Kombination von mobilen Plattformen mit Roboterarmen), Coalescent Mobile Robotics (weitere AMR-Lösungen für Logistik), Lifeline Robotics (medizinischer Abstrich-Roboter für automatisierte COVID-Tests, basierend auf KI) und viele mehr. Interessant ist, dass viele dieser Unternehmen eng miteinander vernetzt sind – sei es, weil sie gemeinsame Wurzeln haben (z.B. ehemalige Mitarbeiter von Universal Robots, die neue Firmen gründen) oder weil sie in Geschäftsbeziehungen kooperieren (etwa wenn ein mobiler Roboter mit einem Greifer eines anderen Odenseer Herstellers ausgestattet wird).



Die Forschungseinrichtungen spielen ebenfalls eine zentrale Rolle: Die Universität von Süddänemark (SDU) betreibt in Odense mehrere Institute und Labs, die auf Robotik, KI und Drohnen spezialisiert sind. Das Mærsk Mc-Kinney Møller Institut (Teil der SDU) bildet nach wie vor zahlreiche Robotikingenieure aus und betreibt Spitzenforschung, z.B. in den Bereichen Robotervision, autonome Systeme und kollaborative Montage. Die SDU unterhält auch ein Drone Center, das eng mit der Praxis verzahnt ist – Studierende und Forschende arbeiten hier an Themen wie Schwarmsteuerung, Beyond Visual Line of Sight-Flug (BVLOS) und neuen Einsatzmöglichkeiten für unbemannte Luftfahrzeuge. Neben der SDU hat auch das Dänische Technologische Institut (Teknologisk Institut) einen Ableger in Odense. Dieses Institut fungiert als Bindeglied zwischen Forschung und Industrie, bietet Test- und Entwicklungsdienstleistungen an und betreibt eine Robotik-Halle, in der neue Robotersysteme gemeinsam mit Unternehmen erprobt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Odenses Robotikszene ein breites Spektrum vom Weltmarktführer bis zum Startup abbildet. Diese breite Basis an Firmen und Forschungseinrichtungen schafft ein Umfeld, in dem Innovationen entstehen und sich schneller verbreiten können – unterstützt von einer gezielten Förderung, auf die wir im nächsten Abschnitt eingehen.
3. Infrastruktur und Ökosystem: Forschungszentren, Cluster und Förderung
Eine florierende Technologie-Szene wie in Odense entsteht nicht im luftleeren Raum – sie benötigt Infrastruktur, Netzwerke und Unterstützung, die Innovatoren den Weg ebnen. In Odense hat sich in den letzten Jahren ein gut ausgebautes Ökosystem herausgebildet, das von Bildungsinstitutionen über Cluster-Initiativen bis hin zu Investitions- und Förderprogrammen reicht. Dieser abgestimmte Infrastruktur-Mix ist ein wesentlicher Grund, warum Robotik- und Drohnenfirmen in Odense so erfolgreich gedeihen.
Forschungszentren und Universitäten: Wie bereits erwähnt, bildet die Universität von Süddänemark (SDU) das Fundament der Talent- und Wissensbasis. Jährlich schließen zahlreiche hochqualifizierte Robotik-Ingenieure und -Informatiker ihr Studium an der SDU in Odense ab, viele mit praktischer Erfahrung aus Laborprojekten oder Industriekooperationen. Das Mærsk Mc-Kinney Møller Institut und angeschlossene Labore ermöglichen den Studierenden, mit modernsten Robotern, KI-Systemen und Drohnen zu arbeiten. Es gibt beispielsweise spezielle Tracks für Robotik und KI, in denen Maschinelles Lernen, Sensorfusion oder Regelungstechnik vertieft werden – Kompetenzen, die in der lokalen Industrie heiß begehrt sind. Die enge Verbindung zwischen SDU und den Unternehmen zeigt sich auch in gemeinsamen Forschungsprojekten: Sei es EU-finanzierte Initiativen im Rahmen von Horizon-Programmen oder nationale Innovationsprojekte – häufig arbeiten Professoren und Studierende Hand in Hand mit Firmen aus Odense, um neue Technologien zu erforschen, von der nächsten Cobots-Generation bis zu KI-Algorithmen für autonome Systeme.
Neben der SDU spielt das Danish Technological Institute (DTI) in Odense eine wichtige Rolle. Das DTI, eine unabhängige gemeinnützige Einrichtung, betreibt am Standort Odense ein Zentrum für Robotik und bietet eine hervorragende technische Infrastruktur. Hier gibt es Testfelder für Industrierobotik, Drohnen und Automatisierung, die von Unternehmen genutzt werden können, um Prototypen und Produkte unter realistischen Bedingungen zu erproben. Auch Weiterbildung wird großgeschrieben: Das DTI schult Fachkräfte in neuen Robotik-Technologien und hilft traditionellen Unternehmen aus ganz Dänemark, Automation einzuführen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren von diesem Wissenstransfer, der letztlich auch der Robotik-Industrie neue Kunden und Anwendungsideen bringt.
Cluster-Initiativen und Netzwerke: Das Herz des Ökosystems bildet die Cluster-Organisation Odense Robotics. Ursprünglich von der Stadt Odense und regionalen Partnern gegründet, hat sich Odense Robotics vom lokalen Netzwerk zum dänischen National-Cluster für Robotik, Automation und Drohnen entwickelt. Im Zuge einer landesweiten Cluster-Neuordnung erkannte die Regierung Dänemarks im Jahr 2020 Odense Robotics als einen von wenigen „nationalen Innovationsclustern“ an – was zusätzliche finanzielle Förderung und einen erweiterten Wirkungsradius mit sich brachte. Heute vereint Odense Robotics mehr als 300 Mitgliedsorganisationen aus dem ganzen Land, wobei der Kern weiterhin in Odense sitzt. Die Clusterorganisation agiert als Drehscheibe: Sie fördert die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschung und öffentlichen Stellen, organisiert Fachkonferenzen, Workshops und Netzwerkveranstaltungen. Beispielsweise finden regelmäßige „Network Meetings“ statt, bei denen Vertreter der Robotikfirmen zusammenkommen, um branchenrelevante Themen zu diskutieren – sei es neue Märkte, Technologietrends oder auch ganz praktische Dinge wie Normen und Standardisierung. Diese Treffen stärken das Gemeinschaftsgefühl und tragen dazu bei, dass Wissen schnell innerhalb des Clusters zirkuliert.
Zur Infrastruktur von Odense Robotics gehört auch der Odense Robotics StartUp Hub, ein Brutkasten für Neugründungen. Dieser Inkubator befindet sich in einer Halle des Dänischen Technologischen Instituts und bietet jungen Robotik- und Drohnen-Startups kostenlos oder kostengünstig Büros, Werkstätten sowie Zugang zu hochmoderner technischer Ausrüstung (z.B. Industrieroboter, 3D-Drucker, Elektroniklabore). Startups durchlaufen dort ein strukturiertes Programm, erhalten Mentoring von Branchenexperten und Unterstützung bei Business-Entwicklung, Patentanmeldungen oder der Suche nach Investoren. Zahlreiche der heute erfolgreichen Odenseer Startups – darunter etwa FarmDroid – haben ihre ersten Schritte im Odense Robotics StartUp Hub gemacht. Die Stadt und das Cluster investieren bewusst in solche Strukturen, um kontinuierlich Nachwuchsunternehmen heranzuziehen, die das Ökosystem bereichern.
Investitionslandschaft und Förderprogramme: Kapital ist für Technologie-Startups essenziell, und auch hier hat Odense vorbildliche Strukturen geschaffen. Neben privaten Venture-Capital-Gebern und dem staatlichen dänischen Wachstumsfonds (Vækstfonden), die beide in Odenseer Firmen investiert haben, sticht vor allem ein innovatives Finanzierungsmodell hervor: der Odense Robotics StartUp Fund. Dieser im Jahr 2022 gegründete Fonds ist ein kommerzieller Förderfonds, der speziell Robotik- und Drohnen-Startups in der Frühphase unterstützt. Bemerkenswert ist, dass das Kapital des Fonds – rund 18,4 Millionen DKK – als Spenden von erfolgreichen Unternehmern und etablierten Unternehmen der dänischen Robotikbranche stammt. Mit anderen Worten: Odenseer Robotik-Pioniere finanzieren die nächste Generation. Zu den Stiftern gehören prominente Namen wie Enrico Krog Iversen (ehem. CEO Universal Robots, jetzt OnRobot), Niels Jul Jacobsen (Gründer von MiR), Thomas Visti (früher UR und MiR, heute Investor), die Firma Universal Robots selbst sowie große dänische Industrie-Stiftungen (z.B. die Grundfos-Stiftung oder die Novo Nordisk Foundation). Der Fonds vergibt zinsgünstige Darlehen an ausgewählte Startups und koppelt diese Finanzierung an die Aufnahme in den erwähnten Inkubator beim DTI. Die Unternehmen zahlen das Darlehen über die Jahre zurück; im Erfolgsfall (z.B. bei Exit oder starkem Wachstum) fließen zusätzliche Beträge zurück in den Fonds. So entsteht ein nachhaltiger Finanzierungskreislauf, der sich ständig erneuert. Dieses Modell ist neuartig in Dänemark und zeigt, wie stark der Wille in Odense ist, das Robotik-Ökosystem langfristig zu stärken. Für die Startups bedeutet der Zugang zum Odense Robotics StartUp Fund nicht nur Geld, sondern auch direkter Zugang zu erfahrenen Mentoren – viele der Geldgeber stehen den Jungunternehmen persönlich mit Rat zur Seite.
Darüber hinaus bestehen weitere Förderangebote. Die Stadt Odense und die Region Süddänemark legen spezielle Fördertöpfe für Hightech auf, zum Beispiel Zuschüsse für F&E-Projekte, Unterstützung bei Messeteilnahmen im Ausland oder Prämien für die Ansiedlung neuer Unternehmen. Auch auf nationaler Ebene gibt es Programme wie Innovation Fund Denmark, die Robotikprojekte in Odense mitfinanziert haben, oder das Manufacturing Academy of Denmark (MADE), das Automatisierungsinitiativen – oft mit Odenseer Beteiligung – unterstützt. Ergänzend zieht Odense EU-Fördermittel an: Ob im Rahmen von Horizon 2020/Horizon Europe oder Interreg-Programmen – die lokale Verwaltung und das Cluster konsortieren aktiv, um europäische Gelder für lokale Innovationsvorhaben einzuwerben.
Spezielle Infrastruktur für Drohnen: Ein besonderer Baustein in Odenses Ökosystem ist das Drohnen-Testzentrum am Flughafen Hans Christian Andersen (HCA Airport) nördlich der Stadt. Dieser kleine Regionalflughafen wurde in den letzten Jahren zu einem internationalen UAS-Testzentrum (Unmanned Aerial Systems) ausgebaut, genannt UAS Denmark Test Center. In einer Kooperation zwischen SDU, der Kommune Odense und dem Flughafen entstand ab 2013 eine Einrichtung, die Drohnenentwicklern ideale Testbedingungen bietet: Ein großes, zeitweise abgesperrtes Luftraumareal von fast 3.000 km² (inklusive Küstengebieten) erlaubt Testflüge auch außerhalb der Sichtweite des Piloten (BVLOS) – etwas, das an gewöhnlichen Orten kaum möglich ist. Moderne Radaranlagen, sichere Kommunikationsinfrastruktur und vorbereitete Test-Szenarien stehen dort bereit. Mehr als 5.000 Drohnenflüge wurden allein im letzten Jahr am HCA-Testzentrum durchgeführt, was dessen intensive Nutzung belegt. Rund um den Flughafencampus hat sich ein Drone Business Park gebildet, in dem sich spezialisierte Firmen angesiedelt haben – darunter Unternehmen für Counter-UAV-Technologie (Abwehr und Detektion von Drohnen) wie MyDefence, Drohnen-Softwareanbieter und eben QuadSAT mit seinen Testdrohnen. Sogar das dänische Militär wurde auf Odenses Drohnenkompetenz aufmerksam: 2025 kündigte das dänische Verteidigungsministerium an, ein nationales Drohnen-Kompetenzzentrum am HCA Airport einzurichten, um militärische Drohnenoperationen zu trainieren und gemeinsam mit zivilen Partnern weiterzuentwickeln. Diese Ansiedlung – verbunden mit einer Investition von rund 100 Millionen Euro über die nächsten Jahre – unterstreicht Odenses Ruf als Drohnen-Hotspot. Die Anwesenheit der Streitkräfte schafft zusätzliche Synergien zwischen staatlicher Forschung, ziviler Innovation und praktischer Anwendung im Bereich unbemannte Luftfahrt.
Zusammengenommen zeigt sich, dass Odense in puncto Infrastruktur und Ökosystem keine Mühen scheut: Von der Ausbildung von Talenten, Bereitstellung von Laboren und Testarealen, über Vernetzung der Akteure bis hin zur finanziellen Förderung junger Firmen ist jeder Baustein vorhanden. Diese koordinierte Herangehensweise sichert, dass Innovationen nicht im Keim steckenbleiben, sondern den Sprung von der Idee zum Produkt schaffen – ein Aspekt, der eng mit der lokalen Kultur und Zusammenarbeit verknüpft ist.



4. Zusammenarbeit und Innovationskultur in Odense
Ein wesentliches Element des Erfolges in Odense ist die besondere Kultur der Zusammenarbeit und des Vertrauens, die alle Beteiligten der Robotikszene leben. Während in manch anderer Wirtschaftsregion Konkurrenzdenken und Abschottung dominieren, setzt Odense auf Offenheit, Wissensaustausch und gegenseitige Unterstützung. Dieses kulturelle Merkmal – oft als typisch dänisch beschrieben – hat der Robotik-Cluster in Odense gewissermaßen perfektioniert und an die Spitze getrieben.
Ein auffälliges Kennzeichen ist die hohe Bereitschaft etablierter Unternehmen, ihr Wissen zu teilen. Führende Firmen wie Universal Robots oder MiR haben in ihren Anfangsjahren stark vom lokalen Wissen profitiert – und als sie selbst erfolgreich wurden, gaben sie bereitwillig Know-how an neue Startups weiter. Es ist keine Seltenheit, dass erfahrene Ingenieure von einer Firma bei Networking-Events Tipps geben, wie sie bestimmte technische Herausforderungen gelöst haben, oder dass Geschäftsführer ihre Erfahrungen mit Geschäftsmodellen und Märkten offen legen. Dieses Teilen von Erfahrungen geschieht in Odense oft in dem Vertrauen darauf, dass die anderen es nicht ausnutzen, um einem zu schaden, sondern dass alle davon profitieren. Man spricht hier gerne vom “Danish trust” – dem dänischen Vertrauensprinzip. Es besagt, dass man nicht automatisch befürchtet, ein Konkurrent könnte einem die Idee stehlen, nur weil man ins Gespräch kommt. Tatsächlich herrscht ein Klima, in dem man eher Kooperationsmöglichkeiten sucht, anstatt sein Gegenüber als Rivalen zu sehen.
Dieses Vertrauen zeigt sich auch darin, dass die Unternehmen im Cluster lange Zeit zurückhaltend beim Abwerben von Personal voneinander waren. Gerade in den ersten Jahren des aufkeimenden Clusters gab es quasi einen informellen Pakt: Man “fischt” nicht aggressiv die Talente der anderen ab, damit alle Firmen ihren Fachkräftebedarf decken können. Statt einer Kannibalisierung des begrenzten Talentpools setzte man darauf, gemeinsam mehr Talente auszubilden und nach Odense zu holen. Inzwischen, da weit über 100 Robotik-Unternehmen in und um Odense existieren, lässt sich zwar ein gewisser Wettbewerb um die klügsten Köpfe nicht vermeiden, doch das Grundverständnis von Fairness und Mäßigung ist geblieben. Viele Mitarbeiter wechseln innerhalb Odenses auch bewusst in freundschaftlichem Einvernehmen den Arbeitgeber – beispielsweise, um von einem Großunternehmen in ein Startup zu gehen und dort Expertise einzubringen. Die ehemaligen Kollegen bleiben dann dennoch in Kontakt. Diese Mobilität ohne verbrannte Erde hilft, dass Wissen clusterweit diffundiert.
Die Rolle der Clusterorganisation und der öffentlichen Hand verstärkt diese Kultur. Odense Robotics als Netzwerkmoderator sorgt dafür, dass es zahlreiche Gelegenheiten zur Zusammenarbeit gibt: Gemeinsame Projekte zwischen Unternehmen werden gefördert, Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen (etwa Sicherheitsstandards für Cobots oder Einsatz von KI in der Produktion) werden organisiert, und es entstehen ständig neue Kontakte. Die Stadtverwaltung – einst Initiator des Clusters – tritt heute als Partner auf, der Hindernisse aus dem Weg räumt. So hilft die Kommune z.B. bei Genehmigungen für Testareale (gerade für Drohnenflüge ein wichtiges Thema), stellt Konferenzräume oder Flächen für Veranstaltungen zur Verfügung und signalisiert auch politisch volle Rückendeckung für die Robotik-Branche. Es existiert ein enges Zusammenspiel zwischen städtischen Wirtschaftsförderern, Universitätsleitung und Unternehmensvertretern. Man trifft sich in Steuerungsgruppen, berät über Strategien (etwa wie man noch mehr internationale Fachkräfte nach Odense holen kann) und spricht mit einer gemeinsamen Stimme, wenn es darum geht, Unterstützung von der nationalen Regierung einzufordern. Diese Triple-Helix-Kooperation (Wirtschaft–Wissenschaft–Öffentlicher Sektor) gilt als vorbildlich in Dänemark.
Ein weiterer kultureller Faktor ist das dänische Wohlfahrtsstaatsmodell, das indirekt die Gründungsbereitschaft begünstigt. In Odense, wie im ganzen Land, wissen die Menschen, dass ein soziales Sicherheitsnetz existiert – etwa Arbeitslosenversicherung, Weiterbildungsmöglichkeiten oder staatliche Gesundheitsversorgung. Dies nimmt ein Stück weit die Angst vorm Scheitern. Viele Gründer in Odense betonen, dass sie den Schritt ins unsichere Startup-Leben wagten, weil sie notfalls abgesichert wären, falls es schiefgeht. Diese Mentalität ermutigt mehr Menschen, den Schritt aus sicheren Jobs (z.B. bei einem etablierten Industrieunternehmen) in ein neues Abenteuer zu wagen und ein Startup aufzubauen. Die resultierende Vielzahl von Gründungen erhöht wiederum die Innovationsdynamik im Cluster.
Auch die Arbeitskultur in den Unternehmen selbst fördert Innovation. Dänemark ist bekannt für flache Hierarchien und informellen Umgang – das gilt auch in Odenses Robotikfirmen. Junge Ingenieurinnen und Ingenieure können früh Verantwortung übernehmen, kreative Vorschläge einbringen und experimentieren. In kleinen Startups arbeiten oft ehemalige Uni-Kommilitonen zusammen, duzen sich, pflegen eine lockere Atmosphäre – aber alle ziehen an einem Strang, um ein Produkt zur Marktreife zu bringen. Diese Mischung aus Professionalität und angenehmer Arbeitsatmosphäre zieht Fachkräfte aus dem Ausland an. Tatsächlich hat Odense in den letzten Jahren zahlreiche internationale Talente angezogen: Ingenieure aus Südeuropa, Softwareentwickler aus Asien, Robotik-Experten aus den USA – sie alle kommen, weil sie vom Ruf Odenses als collaborative community gehört haben. Die Arbeitssprache in vielen Firmen ist längst Englisch, aber die Firmen helfen den Neuankömmlingen auch, sich in Dänemark einzuleben – Sprachkurse und Einbindung in lokale Aktivitäten gehören dazu. Dieser weltoffene Spirit trägt zur Clusterkultur bei: Man denkt global, ist aber in der Gemeinschaft vor Ort verwurzelt.
Nicht zuletzt ist eine gewisse Aufbruchsstimmung und Stolz spürbar. Odense war lange Zeit nicht im Rampenlicht gestanden – die großen Tech-Abenteuer spielten sich eher in Kopenhagen oder Aarhus ab. Dass Odense nun als “kleine Großstadt” im Robotikfeld weltweite Bekanntheit erlangt hat, erfüllt die Beteiligten mit berechtigtem Stolz. Dieses Selbstbewusstsein äußert sich in ambitionierten Zielen: Man spricht davon, Odense zur „weltweit besten Robotik-Stadt“ machen zu wollen. Statt sich auf Lorbeeren auszuruhen, herrscht der Konsens: Da geht noch mehr! Diese Vision teilen Unternehmen, Forscher und Politiker gleichermaßen. Entsprechend ist die Kultur geprägt von Optimismus und dem Willen, gemeinsam zu wachsen. Konflikte oder Partikularinteressen treten demgegenüber erstaunlich oft in den Hintergrund.
Zusammengefasst zeichnet sich die lokale Kultur durch Kooperation, Vertrauen und gemeinsames Lernen aus. Diese weichen Faktoren sind ein wesentlicher Innovationsmotor: Sie sorgen dafür, dass Ideen schnell reifen, dass Partner zusammenfinden, die sich ergänzen, und dass die gesamte Region an einem Strang zieht, um Odense im technologischen Spitzenfeld zu halten. Dass diese Kultur Früchte trägt, zeigen die zahlreichen Innovationen und Durchbrüche, die aus Odense kommen.



5. Innovationen und technologische Durchbrüche aus Odense
Die Odense-Robotikszene hat in relativ kurzer Zeit eine beeindruckende Reihe von Innovationen und technologischen Meilensteinen hervorgebracht. Viele Entwicklungen aus Odense haben ihre Branchen nachhaltig beeinflusst oder sogar neue Märkte geschaffen. Im Folgenden einige der herausragenden Innovationen und Produkte, die ihren Ursprung in der Stadt haben:
- Kollaborative Roboter (Cobots): Der vielleicht bedeutendste Beitrag Odenses zur Robotik ist die Etablierung der kollaborativen Robotik im industriellen Maßstab. Universal Robots’ erster Cobot, der UR5 (vorgestellt 2008/2009), zeigte der Welt, dass Roboter nicht mehr hinter Sicherheitszäunen verschwinden müssen. Der technische Durchbruch lag in einer Kombination aus fortschrittlicher Sensorik und Software, die den Roboter stoppt oder ausweicht, sobald ein Mensch zu nahe kommt oder eine Kollision droht. Dazu kamen eine intuitive Benutzeroberfläche und die Möglichkeit, den Roboterarm per Hand zu führen, um ihm Bewegungen beizubringen (sogenanntes Handguiding). Diese Benutzerfreundlichkeit war revolutionär und wurde in Odense ersonnen. Heute sind Cobots ein globales Phänomen: Sie werden von unzähligen Herstellern angeboten, aber Universal Robots gilt weiterhin als Technologieführer. Die Innovation aus Odense hat es tausenden kleinen Firmen ermöglicht, Automatisierung einzusetzen – z.B. Tischlereien, Autowerkstätten oder Manufakturen, die zuvor keine Roboter einsetzen konnten. Damit hat Odense indirekt zur Demokratisierung der Robotik beigetragen.
- Autonome Mobile Roboter (AMRs): Mobile Industrial Robots hat mit seinen selbstfahrenden Transportrobotern bewiesen, dass fahrerlose Transportsysteme intelligent und flexibel sein können. Die MiR-Roboter erforderten einen Durchbruch in der Navigations-KI: Sie verwenden Laserscanner und Kameras, um ihre Umgebung in Echtzeit zu kartieren und Routen dynamisch zu planen, statt starren Linien am Boden zu folgen wie traditionelle FTS (Fahrerlose Transportsysteme). Die Fähigkeit, Hindernissen spontan auszuweichen und sich in wechselnden Umgebungen zurechtzufinden, macht AMRs enorm vielseitig. MiR hat hier Pionierarbeit geleistet, sodass Odense heute als führend in der Intralogistik-Automation gilt. Viele Fabriken weltweit, von Automobilherstellern bis Pharmaproduzenten, optimieren ihre internen Transportprozesse mit Odenseer Robotern. Dieser Erfolg hat weitere Innovationen angestoßen: Zahlreiche Odense-Startups entwickeln Aufbauten für solche mobilen Roboter (z.B. Regalsysteme, Roboterarme auf MiR-Base usw.) oder spezialisierte Software, um Flotten von AMRs effizient zu steuern.
- Modulare Roboter-Endeffektoren: OnRobot’s Konzept, verschiedenste Greifer und Werkzeuge auf einer einheitlichen Plattform bereitzustellen, war in seiner Gesamtheit neu. Hier ist die Innovation weniger ein einzelnes Gerät, sondern das Systemdesign und die Kompatibilität. Durch standardisierte mechanische und elektronische Schnittstellen (z.B. den OnRobot One-System-Solution Ansatz) können Anwender per „Plug and Play“ einen Greifer austauschen und den nächsten anflanschen, ohne stundenlange Umrüstzeiten. Diese Flexibilität hat Automatisierungslösungen vielseitiger gemacht. Zudem beinhaltet OnRobots Technologie clevere Details, etwa elektrische Greifer, die per KI-Bildverarbeitung Objekte identifizieren und selbstständig entscheiden können, wie stark sie zugreifen müssen. Solche integrativen Innovationen aus Odense erleichtern Automatisierungsprozesse weltweit.
- UV-Desinfektionsroboter (UVD-Robot): Das von Blue Ocean Robotics entwickelte UVD-System kombiniert autonome Navigation mit einer gesundheitstechnischen Anwendung. Der technologische Clou liegt darin, dass der Roboter selbständig Räume abfahren kann und dabei genau berechnet, wie lange er an einer Stelle verweilen muss, um alle Oberflächen mit UV-C-Licht abzudecken und effektiv Keime abzutöten. Die Herausforderung bestand darin, die Sicherheitsmaßnahmen (kein Mensch darf währenddessen im Raum sein) und die Effizienz so auszubalancieren, dass Krankenhäuser den Roboter im Alltag nutzen können. Mit Hilfe von Sensoren prüft der Roboter, ob sich Personen im Raum befinden, er dokumentiert die Desinfektionsergebnisse digital – all das sind technologische Durchbrüche in der Krankenhauslogistik. Die COVID-19-Pandemie hat diesem Odenseer Produkt weltweite Verbreitung verschafft, von Europa über Asien bis Amerika wurden Krankenhäuser mit UVD-Robotern ausgestattet. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Robotik in Odense schnell auf globale Herausforderungen reagieren konnte.
- Telepräsenz- und Servicerobotik: Ebenfalls von Blue Ocean (bzw. dem übernommenen Vorgängerunternehmen) stammt der GoBe Telepräsenzroboter. Die Idee eines “Avatar auf Rädern” ist nicht völlig neu, aber die Umsetzung aus Odense zeichnete sich durch Nutzerfreundlichkeit und Alltagstauglichkeit aus – etwa eine selbstständige Andockfunktion zum Aufladen, eine einfache Verbindung über Webbrowser und eine angenehme Höhe des Displays, um natürlichere Gespräche auf Augenhöhe zu ermöglichen. Diese Telepräsenzroboter fanden Einsatz z.B. in Büros (für remote zugeschaltete Kollegen) oder in Krankenhäusern (für Fachärzte, die nicht vor Ort sein können). Zudem hat Blue Ocean mit PTR Robots Innovation ins Pflegewesen gebracht: Deren Patienten-Umlagerungsroboter nutzt ausgefeilte Sensorik und Mechanik, um einen Menschen sicher von einem Bett in einen Rollstuhl zu heben – eine Aufgabe, bei der bislang meist zwei Pflegekräfte nötig waren. Diese Lösung aus Odense entlastet Pflegepersonal und erhöht die Sicherheit für Patienten.
- KI-gestützte Bildverarbeitung und Software: Viele Odenseer Innovationen passieren “unter der Haube” in Form von Software und KI. Beispielsweise hat Lorenz Technology KI-Algorithmen entwickelt, die es Drohnen ermöglichen, Videomaterial in Echtzeit zu analysieren, um z.B. ungewöhnliche Bewegungen oder Objekte auf einem Gelände zu erkennen (wichtig für Sicherheitsanwendungen). Ein anderes Beispiel ist Smooth Robotics: Ihre Steuerungssoftware für Schweißroboter nutzt KI, um die manuelle Pfadanlernung zu vereinfachen – ein menschlicher Schweißer führt einmal eine Naht, und die Software generiert daraus ein Robotikprogramm und optimiert die Schweißparameter mittels Machine-Learning-Methoden. Auch Lifeline Robotics verwendet KI-Bildverarbeitung, um einen Roboterarm so zu steuern, dass er bei Patienten vollautomatisch einen Rachenabstrich für Tests nimmt – mit Positions- und Kraftregelung, die ohne KI nicht möglich wäre. Diese Verknüpfung von klassischer Robotik mit KI ist kennzeichnend für viele Odenseer Entwicklungen. Nicht zuletzt in der Produktion: Unternehmen wie Scape Technologies kombinieren 3D-Bildverarbeitung mit intelligenten Greifstrategien, um Roboter “sehen” und zupacken zu lassen. Damit leistet der Cluster auch Beiträge zur Weiterentwicklung von Computer Vision und Deep Learning im Kontext der Robotik.
- Robotik in neuen Domänen: Odense-Unternehmen bringen Roboter dorthin, wo man sie früher nicht erwartet hätte. FarmDroid’s Feldroboter in der Landwirtschaft ist ein Beispiel – hier wurden bestehende Technologien (GPS, Solarenergie, Automatisierung) so kombiniert, dass erstmals ein kommerziell erfolgreicher Agrarroboter für Aussaat und Hacken entstand. Ein anderes Beispiel ist der Bausektor: Firmen wie Kobots aus Odense entwickeln sprachgesteuerte Assistenzsysteme für Bauhandwerker (etwa einen Roboter, der beim Zuruf “Bohr dieses Loch” ein präzises Bohrloch an der Wand setzt). Solche Innovationen entstehen oft in Zusammenarbeit mit Endanwendern vor Ort und zeigen, dass die Odense-Community praktische Probleme aus der realen Welt aufgreift und löst.
Die genannten Durchbrüche haben Odenses Ruf als Technologietreiber gefestigt. Bemerkenswert ist auch, wie oft Auszeichnungen und Preise nach Odense gehen: Ob auf internationalen Messen (z.B. Gewinn des IERA Award für UVD Robots 2019) oder bei Startup-Wettbewerben – Odenseer Projekte stehen regelmäßig auf dem Treppchen. Zudem dienen einige Unternehmen als Trendsetter: So hat Universal Robots den Begriff “Cobots” weltweit salonfähig gemacht, Blue Ocean Robotics trat mit seinem Geschäftsmodell als Robotics Venture Factory auf den Plan und OnRobot setzt Standards für die Interoperabilität von Robotikzubehör.
Nicht zuletzt hat Odense mit seinen Innovationen auch wirtschaftliche Durchschlagskraft bewiesen. Die zahlreichen Patente, Exporte und Wachstumskurven der Firmen schlagen sich positiv in Beschäftigung und Wirtschaftsleistung nieder. Wo früher eine Werft tausende von Arbeitsplätzen stellte, tun es heute die Robotikunternehmen: Direkt und indirekt hängen in der Region Fyn (deren Zentrum Odense ist) mehrere tausend Jobs an der Robotik- und Automatisierungsbranche – Tendenz steigend. Dabei ist die Szene krisenresistent: Selbst während der COVID-19-Pandemie und anderen wirtschaftlichen Unsicherheiten wuchs der Sektor weiter, nicht zuletzt, weil Automatisierung und Digitalisierung nun weltweit noch stärker nachgefragt werden. Odense hat sich hier als Innovationsmotor bewährt, der sowohl technologisch als auch ökonomisch eine Erfolgsgeschichte schreibt.
6. Persönlichkeiten und Vordenker der Odense-Robotikszene







Hinter jedem erfolgreichen Ökosystem stehen Menschen, die mit ihren Ideen, ihrem Führungsstil und ihrer Leidenschaft den Unterschied machen. In Odenses Robotikszene gibt es eine Reihe solcher prägender Persönlichkeiten – Gründer, Forscher, Investoren und Führungskräfte – die durch ihre Visionen und Taten die Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Im Folgenden seien einige der wichtigsten Vordenker und Köpfe der Odenseer Robotikszene vorgestellt:
- Esben Østergaard – Mitgründer von Universal Robots: Als technischer Geist hinter Universal Robots gilt Østergaard als einer der Väter der Cobots. Er promovierte an der SDU in Robotik und hatte die Vision, Industrieroboter so einfach und sicher zu machen, dass jeder Arbeiter sie bedienen kann. Seine Innovationsfreude und Hartnäckigkeit führten zur Entwicklung des UR5-Cobots. Østergaard war bis 2019 CTO von Universal Robots und hat unzählige Patente mitentwickelt. Für seine Verdienste wurde er 2018 mit dem Joseph F. Engelberger Award, dem weltweit renommiertesten Preis in der Robotik, ausgezeichnet – eine Ehre, die zeigt, welchen globalen Einfluss seine Arbeit aus Odense hat. Nach dem Ausscheiden bei UR blieb Østergaard der Szene treu: Er investiert als Business Angel in neue Robotik-Startups und engagiert sich im Beirat mehrerer Tech-Unternehmen. In Odense sieht man ihn weiterhin als einen Vordenker, der früh erkannte, wohin die Reise der Robotik gehen muss – näher zum Menschen.
- Enrico Krog Iversen – ehem. CEO von UR und aktueller OnRobot-CEO: Iversen stieß 2008 zu dem kleinen Startup Universal Robots als Geschäftsführer und formte es in wenigen Jahren zu einem global erfolgreichen Unternehmen. Mit seinem betriebswirtschaftlichen Geschick und internationalem Fokus bereitete er den Boden für den großen Exit 2015. Doch statt sich danach zur Ruhe zu setzen, wurde Iversen zu einem zentralen Investor und Architekten im Odense-Cluster. Er initiierte den Aufbau von OnRobot, investierte sein eigenes Kapital in den Odense Robotics StartUp Fund und steht vielen Gründern mit Rat zur Seite. Iversen verkörpert den Typus des seriellen Unternehmers und Mentors, der sein im Exit gewonnenes Kapital und Know-how wieder ins Ökosystem einspeist. Unter seiner Leitung wächst OnRobot rasant und trägt den Gedanken “Odense als Zentrum für Robotikzubehör” in die Welt. Durch seine Öffentlichkeitsarbeit – Iversen tritt oft auf Konferenzen auf und wirbt für die Odenseer Erfolgsformel – ist er auch zu einem Botschafter der Szene geworden.
- Thomas Visti – ehem. COO von UR, ehem. CEO von MiR, heute Investor: Thomas Visti ist eine Schlüsselfigur, die gleich an zwei der größten Odenseer Erfolge mitgewirkt hat. Zunächst war er als Vertriebs- und Marketingleiter (CCO) maßgeblich am globalen Durchbruch von Universal Robots beteiligt. Später wechselte er als CEO zu Mobile Industrial Robots und führte auch dieses Unternehmen innerhalb kurzer Zeit zu internationalem Erfolg und schließlich zum Exit in 2018. Visti ist damit einer der wenigen, der zwei „Unicorn-ähnliche“ Geschichten aus Odense vorweisen kann. Heute betreibt er seine eigene Investment- und Beratungsfirma Visti Unlimited, mit der er aktiv in neue Startups investiert – natürlich bevorzugt in Robotikfirmen aus Odense. Er betont oft die Bedeutung der dänischen Vertrauenskultur für den Erfolg und fördert diese aktiv, indem er Startups zusammenbringt, Networking-Events unterstützt und auch politisch für die Branche eintritt. Thomas Visti wird von vielen Jungunternehmern als Vorbild gesehen, weil er zeigt, dass man aus Odense heraus globales erreichen kann, ohne die Bodenhaftung zu verlieren.
- Niels Jul Jacobsen – Gründer von MiR und Robotik-Veteran: Mit einem Hintergrund als Forscher (er forschte einst am Odenseer Universitätsinstitut an autonomen Systemen) gründete Niels Jul Jacobsen 2013 Mobile Industrial Robots. Als CTO war er das technische Mastermind hinter den MiR-Robotern und trieb die Softwareentwicklung voran, die den Robotern ihre Intelligenz verleiht. Nach dem Verkauf von MiR gründete er eine neue Firma namens Capra Robotics, die in Aarhus ansässig ist und Geländefahr-Roboter entwickelt – bleibt aber dem Odense-Netzwerk eng verbunden. Jacobsen ist zudem als privater Investor aktiv und hat, ähnlich wie andere, in den StartUp Fund eingezahlt. In der Szene schätzt man ihn als ruhigen Visionär, der nicht das Rampenlicht sucht, aber durch seine technische Exzellenz und Erfahrung junge Entwickler inspiriert.
- Claus Risager – CEO von Blue Ocean Robotics: Risager ist eine der treibenden Kräfte im Bereich Servicerobotik. Mitbegründet hat er Blue Ocean Robotics und leitet das Unternehmen seit vielen Jahren als CEO. Er hat ein gutes Gespür für Marktbedürfnisse – unter seiner Führung identifizierte Blue Ocean früh die Chance bei UV-Desinfektion und Telepräsenz. Risager ist promovierter Robotiker und verbindet technische Kompetenz mit Unternehmerdrang. Er tritt international auf Messen und Kongressen auf, um die Vision der „Robots as a Service“ und neue Geschäftsmodelle zu propagieren. Gleichzeitig engagiert er sich innerhalb Dänemarks für die Verzahnung von Forschung und Industrie. Risager hat zahlreiche Kooperationen mit Krankenhäusern, Hotels und anderen Endanwendern initiiert, um Roboterlösungen aus erster Hand zu erproben. Als Persönlichkeit steht er für die Internationalisierung der Odenseer Robotik – Blue Ocean hat Partner weltweit, und Risager hat geholfen, Odenses Namen auch im Sektor Servicerobotik bekannt zu machen.
- Mikkel Christoffersen – CEO von Odense Robotics (Cluster): Als Geschäftsführer der Clusterorganisation Odense Robotics ist Christoffersen sozusagen der Netzwerkarchitekt der Szene. Zuvor war er bei “Invest in Odense” tätig, der städtischen Investitionsförderung, und kennt daher die Bedürfnisse von Unternehmern wie die Mechanismen der öffentlichen Hand. Unter seiner Leitung professionalisierte sich das Cluster weiter und wurde zum nationalen Cluster ausgebaut. Er war einer der Initiatoren des Odense Robotics StartUp Fund und hat zahlreiche Programme für Unternehmen ins Leben gerufen, von Exportförderung über Innovationsprojekte bis hin zu Talentprogrammen. Christoffersen’s Rolle ist oft im Hintergrund, aber enorm wichtig: Er sorgt dafür, dass alle relevanten Akteure – Unternehmer, Forscher, Investoren, Behörden – am selben Strang ziehen. Kollegen attestieren ihm diplomatisches Geschick und unermüdliche Energie darin, Partnerschaften zu schmieden. So hat er z.B. das Ansiedeln internationaler Konferenzen wie die Robotik-Fachkonferenz ROSCon 2024 in Odense mit eingefädelt, was dem Standort weitere Sichtbarkeit verschafft. Er verkörpert die professionelle Seite der Clusterarbeit und ist doch immer nahbar für die Community.
- Kim Povlsen – Präsident von Universal Robots: Zwar nicht Gründer der Firma, aber als heutiger Präsident von UR ein wichtiger Lenker, stammt Kim Povlsen aus Dänemark und hat nach Stationen im Ausland (u.a. bei Schneider Electric) 2021 die Führung von UR übernommen. Er gilt als junger, dynamischer Manager, der dem Traditionsstartup UR neue Impulse gibt – etwa in Richtung Digitalisierung der Kundenerlebnisse und verstärkte Softwareangebote. Povlsen ist zudem einer derjenigen, der öffentlich immer wieder betont, wie wichtig die Gemeinschaft in Odense ist. Er spendete im Namen von UR an den StartUp Fund und sagte: “Wir sind noch nicht fertig damit, Odense zur besten Roboterstadt der Welt zu machen.” Solche Stimmen aus der Chefetage der größten Firma haben Gewicht und motivieren die gesamte Branche vor Ort. Povlsen repräsentiert die neue Generation von Führungskräften, die einerseits in die Fußstapfen der Gründer tritt, andererseits aber auch eine langfristige Vision für die Zukunft des Unternehmens und des Standorts entwickelt.

Neben diesen Einzelpersonen könnten noch viele weitere genannt werden: etwa Investorinnen und Investoren wie Bente Iversen (die sich als Privatinvestorin stark engagiert), Ralf Astrup (ein dänischer Unternehmer, der nach dem Verkauf seines eigenen Unternehmens in Robotik-Startups investiert) oder Forschungsleiter an der SDU, die an vorderster Front der Wissenschaft stehen. Auch städtische Vertreter wie Odenses Bürgermeister Peter Rahbæk Juel haben in den letzten Jahren mit Nachdruck die Profilierung als Robotikstadt vorangetrieben. Der Bürgermeister etwa war federführend dabei, das Drohnentestzentrum mit Militärbeteiligung an Land zu ziehen und betont in Reden regelmäßig, wie stolz Odense auf seine Robotikfirmen ist und wie sehr die Stadt ihre Zukunft darin sieht.
All diese Personen – ob aus der Technik, dem Business oder der Verwaltung – teilen eine gemeinsame Eigenschaft: Pioniergeist. Sie denken in Möglichkeiten und nicht in Beschränkungen. In zahlreichen Interviews und Beiträgen betonen sie, dass Odenses Stärke nicht nur in der Technik liege, sondern in den Menschen, die zusammenarbeiten. Die Gründer der ersten Stunde schufen den Nährboden, die heutigen Führungspersönlichkeiten multiplizieren den Erfolg, und eine neue Generation von Talenten steht bereit, in ihre Fußstapfen zu treten.
Zusammenfassung: Die Robotikszene in Odense ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie visionäre Strategien, Kollaboration und technische Exzellenz eine ganze Stadt transformieren können. In gut 20 Jahren wandelte sich Odense von einer vom industriellen Wandel herausgeforderten Stadt zu einem Leuchtturm der Robotik und KI. Von den frühesten Forschungsinitiativen über international erfolgreiche Unternehmen bis hin zu einem dichten Geflecht aus Unterstützungsstrukturen – Odenses Erfolgsrezept basiert auf dem Zusammenspiel vieler Faktoren. Innovationen “Made in Odense” beeinflussen heute diverse Branchen weltweit, seien es Fertigungsroboter, Serviceroboter in Kliniken oder Drohnen im Luftraum. Getragen wird das alles von einer Kultur des Vertrauens und Miteinanders, orchestriert von engagierten Persönlichkeiten, die an die gemeinsame Vision glauben.
Odense zeigt, dass auch abseits der ganz großen Metropolen ein Hightech-Ökosystem von Weltrang entstehen kann. Die Stadt dient vielen Regionen als Inspiration, wie man mit Mut zur Veränderung und langfristigem Denken neue Wirtschaftswege beschreitet. Die Robotik-, KI- und Drohnenszene in Odense ist dynamisch und wächst weiter – man darf gespannt sein, welche Erfolgsgeschichten aus dieser “Roboter-Hauptstadt” in Zukunft noch kommen werden.
